«Alles wird noch beweglicher»

Die IMMOFONDS-Geschäftsleiterin Gabriela Theus über Wohn- und Bewegungsformen, über Staffelung und Stapelung und über Verbindungen und ihr Tempo.

Frau Theus, Sie tragen die Gesamtverantwortung für das Riesenprojekt Wankdorfcity 3. Haben Sie manchmal schlaflose Nächte?

Nein, ich schlafe sehr gut, wenn auch zwischendurch etwas zu wenig. Wir sind bestens aufgestellt. Nebst den Projektentwicklern im Team von Immofonds haben wir ein hervorragendes Team aus über 250 Architekt:innen, Planer:innen und weiteren Fachpersonen, die mit viel Herzblut gemeinsam an Wankdorfcity 3 arbeiten und die Verantwortung mittragen. Ich habe volles Vertrauen, wenn ich in den regelmässigen Werkstätten sehe, wie wir der Realisierung mit grossen Schritten näherkommen.

Schon bald erfolgt die Baueingabe für Wankdorfcity 3. Welche Herausforderungen sind aktuell noch zu meistern?

Es gibt schweizweit kein vergleichbares Projekt und damit in vielen Bereichen auch keine Referenzen. Wir müssen sehr viel von Anfang an neu denken. Die Arbeit an diesen Details fordert uns grad sehr. Wir wollen beispielsweise auf der Stadtterrasse auf 30 Metern Höhe Bäume pflanzen und gleichzeitig Retentionsflächen schaffen, um das Regenwasser zu speichern. Sowas hat bisher noch niemand gemacht.

Wankdorfcity 3 ist eine gestapelte Stadt. Was ist darunter zu verstehen?

Wir bauen Wankdorfcity 3 auf einer Grundfläche von rund 34'000 m2, werden aber über 100'000 m2 Geschossfläche haben. Wir müssen also sehr dicht und in die Höhe bauen. Mit dem Konzept der gestapelten Stadt schaffen wir eine architektonische Vielfalt und unterschiedliche Massstäbe. Kein Haus gleicht dem anderen und es entstehen keine uniformen Wohntürme. Wankdorfcity 3 besteht aus versetzten und aufeinandergetürmten Häusern, Terrassen und Brücken. Und das Leben findet auf diesen verschiedenen Ebenen statt. 

Eine dieser Ebenen, die Stadtterrasse, befindet sich auf 30 Metern Höhe.

So lang wie breit reicht nicht mehr, Wankdorfcity 3 wird ebenso hoch wie lang und breit. Mit der Stadtterrasse schaffen wir in der Höhe ein zweites Erdgeschoss und verbinden die hier angeordneten Wohnhäuser. Auf der Terrasse selbst gibt es Treffpunkte für die Bewohnerinnen und Bewohner, zum Beispiel einen Spielplatz mit Schaukeln oder einen kleinen Bolzplatz. Und eine Orangerie sowie eine Spiel- und Gemeinschaftshalle, in denen alle Bewohnenden Feste feiern können. Rund um die Stadtterrasse hat es weitere gemeinschaftliche Räume wie Waschküchen oder ein Gemeinschaftswohnzimmer. Ein Teil der Wohnungen hat einen direkten Zugang zur Terrasse.

Gemeinschaft hat in Wankdorfcity 3 einen hohen Stellenwert. Wo zeigt sich das?

Eine funktionierende Stadt lebt von Menschen, die sich begegnen, austauschen und etwas miteinander unternehmen. Auf verschiedenen Ebenen in den Aussenräumen und auf den Dächern, aber auch in den Häusern schaffen wir Begegnungsorte. So gibt es beispielsweise Cluster-Wohngemeinschaften mit sechs Zimmern und einem grosszügigen Gemeinschaftsbereich. Und die sechs Tiny-Häuser auf dem Dach des Magazingebäudes haben einen gemeinsamen Aussenbereich. 

Nebst diesen speziellen Wohnungen wird es aber auch konventionelle Wohnungen geben. Wie sehen diese aus?

Wankdorfcity 3 ist dicht. Beim Wohnen aber gibt es viel Luft, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Das Gewöhnliche hat ebenso Platz wie das Ungewöhnliche. Das Hauptgewicht liegt auf Etagenwohnungen mit 1.5 bis 5.5 Zimmern. Die insgesamt 490 Wohnungen bieten Wohnraum für Menschen aller Altersstufen und verschiedenster sozialer Schichten und decken die unterschiedlichsten Bedürfnisse ab. Singles, Paare und Familien oder Gemeinschaften aller Arten können hier komplex oder einfach wohnen, in ungewohntem oder im konventionellen Stil. 

Beim Wohnen wird also eine soziale Durchmischung angestrebt...

Der Bauherrin IMMOFONDS ist es ein grosses Anliegen, Angebote in verschiedenen Preissegmenten anzubieten. Für Familien gibt es beispielsweise Wohnungen im mittleren Preissegment mit effizient geplanten Grundrissen und einem angepassten Ausbaustandard. Wankdorfcity 3 erfüllt höchste ebenso gut wie ganz gewöhnliche Ansprüche. Die Verschiedenheit des Wohnangebots ergibt eine gute Durchmischung. 

Wie und wo können sich die Bewohnenden auch noch begegnen?

Für gute Nachbarschaften mit Begegnungsorten und -möglichkeiten wird gesorgt. Wir wollen eine hohe Lebensqualität und einen lebendigen Ort schaffen und entsprechend manches ermöglichen und unterstützen. Mit dem vorgesehenen Siedlungscoaching möchten wir beispielsweise künftig herausfinden, was seitens der Bewohnenden gewünscht ist und wo und wie wir unterstützen können. Zum Beispiel durch die Schaffung von Velo- oder Yogagruppen, der Organisation eines Mittagstischs für Kinder oder Filmabende. 

Welches Gesicht wird das Gewerbe haben?

Es freut uns, dass wir dank dem vorgezogenen Bau des neuen Dienstleistungs- und Gewerbegebäudes Betriebe, die bereits heute vor Ort sind, behalten können. Andere Betriebe werden den Standort verlassen und neue werden hinzukommen. Wobei festzuhalten ist, dass heute kein produzierendes Gewerbe auf dem Areal ansässig ist, da dies den geltenden Zonenvorschriften der Stadt widersprechen würde.

Im Konzept von Wankdorfcity 3 spielt das Gewerbe eine Schlüsselrolle. Wir bieten den Dienstleistungs- und Gewerbetrieben attraktive Räume zu fairen Preisen an absolut zentraler Lage. Wir bleiben maximal flexibel und haben für unterschiedliche Betriebe verschieden grosse Flächen und Raumhöhen, die individuell eingerichtet und ausgerüstet werden können. Was es u.a. bei einer Revision der städtischen Bauordnung in Zukunft auch erlauben würde, auf dem Areal produzierendes Gewerbe anzusiedeln.

Wie passen Wohnen und Gewerbe zusammen?

Die gesamte Fläche für Dienstleistungs-, Gewerbe- oder Gastronomiebetriebe entspricht mit gut 20'000 m2 fast der heute vorhandenen Fläche. Durchmischung ist das Gebot der Stunde. Wohnen und Gewerbe werden nicht mehr getrennt, es soll hier nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet werden. So wird Wankdorfcity 3 zu einem lebendigen Ort.

Wo ist was zu finden?

In den unteren Geschossen der Gebäude sind Flächen für etwa 3000 Arbeitsplätze: Büros, Kleingewerbe, zum Beispiel ein Coiffeursalon oder eine Schneiderei. Und Einkaufen, Gastro, Dienstleistung, Arzt, ein Mikro-Hotel, eine Kita, Co-Working-Spaces und weitere publikumsorientierte Nutzungen.

Das neue Dienstleistungs- und Gewerbegebäude hat einen von der übrigen Nutzung getrennten Gewerbehof mit einer direkten Zufahrt in die Einstellhalle. Hier können abseits der Wohnnutzung auch etwas lärmigere Betriebe arbeiten, ohne zu stören. 

Was wird aus der Shedhalle?

Die Shedhalle bleibt erhalten. Sie wird sanft saniert und wird den Charakter des ganzen multifunktionalen neuen Quartiers prägen. Während der Zwischennutzungs-Phase ist sie als “Wankdorf City Eventhall” bereits Veranstaltungsort von Events (Konzerte, Referate, Ausstellungen). 

Und was ist mit der Shedhalle geplant, wenn Wankdorfcity 3 fertig gebaut ist?

Die Shedhalle soll dann in der gestapelten Stadt für noch mehr Leben sorgen. Mit Restaurants und Kulturangeboten im vorderen Teil wird sie zur Quartier-Drehscheibe.

Wie wichtig ist die Nachhaltigkeit?

Sehr wichtig! Wir machen Nachhaltigkeitsversprechen und lösen sie auch ein. Wir helfen der Stadt Bern beim Erreichen ihrer Klimaziele. Wir werden 2000-Watt-kompatibel sein und haben klare Richtlinien für den Bau und den Betrieb aller Gebäude erstellt. Die Energieversorgung wird zu 100% erneuerbar sein, für Erdwärme in sämtlichen Gebäuden etwa werden 200 Erdsonden mit 50 km Gesamtlänge verbaut.

Und wie wird diese Nachhaltigkeit sichtbar?

Regenwasser ist eine wertvolle Ressource, die quasi von den Dächern bis hinunter zu den Wurzeln eskortiert wird. Wankdorfcity 3 wird nach dem Prinzip der «Schwammstadt» konzipiert, die Retentionsflächen auf unterschiedlichen Ebenen erlauben es, Wasser zu speichern und zur Bewässerung und Kühlung vor Ort abzugeben. Dadurch wird das Stadtklima verbessert und künftig praktisch kein Regenwasser mehr in die Kanalisation abgeleitet. Zudem werden Photovoltaikanlagen auf allen Dächern und – wo sinnvoll und möglich – auch an den Fassaden Haushaltstrom für etwa 800 Personen erzeugen. Der Erhalt der Shedhalle unterstützt übrigens die Kreislaufwirtschaft. Ihr Erhalt leistet einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von grauer Energie.

Wieviel Verkehr gibt es in und um das Quartier?

Im Sinne einer zukunftsgerichteten Mobilität werden der öffentliche Verkehr und der Veloverkehr gefördert. Die zentrale Lage und die gute Anbindung sind ideale Voraussetzungen dafür. Damit ist Wankdorfcity 3 hervorragend für Wohn- und Arbeitsnutzung geeignet. Der Bahnhof Bern ist in 5 bis 15 Minuten mit Zug, Tram oder Bus erreichbar und der Autobahnanschluss Wankdorf befindet sich in unmittelbarer Nähe. Dem individuellen motorisierten Verkehr hingegen kommt eine untergeordnete Rolle zu. Insgesamt wird es vor allem in gedeckten Unterständen 2’700 Veloabstellplätze und 317 Autoparkplätze geben, teilweise mit Elektro-Ladestationen. Oberirdisch ist das ganze Areal den Fussgängern vorbehalten. Der motorisierte Verkehr wird über die Stauffacherstrasse direkt in die Einstellhalle geführt. Ausgenommen sind Fahrten von Schutz und Rettung sowie Lieferdienste.

Gibt es für den Verkehr noch weitere bauliche Massnahmen?

Die Erschliessung des Areals mit dem öffentlichen Verkehr, aber auch mit dem Velo und dem Auto ist schon heute gut. Es gibt aber sicher noch Verbesserungspotenzial und von Seiten der Bauherrschaft grosses Interesse, dass der Zugang zum Areal von der anderen Gleisseite insbesondere für Fussgänger und Velofahrende verbessert wird. Er erfolgt über die heutige Bahnhofüberführung. Ein Ausbau des Bahnhofs ist zwar geplant, doch dauert er dem Vernehmen nach leider noch etwas länger. Mit Wankdorfcity 3 wird aber der Zugang zum Perron auf unserer Seite verbessert. Alles wird noch beweglicher.

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