Sorgfältig und behutsam wird in einer einführenden Auseinandersetzung die Vielfalt des Richtprojektes analysiert und in den Kontext der Geschichte des Städtebaus und eigener Erfahrungen gebracht. Die Überlagerung unterschiedlichster Nutzungen, bei sehr hoher räumlicher Dichte, wird als Herausforderung verstanden, um bekannte und herkömmliche städtebauliche und architektonische Typologien zu hinterfragen und vom Richtprojekt zu lernen. Die unterschiedlichsten Bilder und Modelleindrücke des Richtprojektes liessen sich zwar mit bekannten Assoziationen in Verbindung setzen, gesamthaft aber beziehen sie sich nur bedingt aufeinander, so eine der Erkenntnisse. Cedric Price’s «Fun Palace» und René Burri’s «men of a rooftop» stehen für einen inhaltlichen wie visuellen Zugang zur neuartigen, kaum durch Referenzen erprobten, hochverdichteten Stadt. «Wie produziert man solche Räume, welchen Prinzipien folgen sie?» Zwecks erstrebenswerter Synergien, Effizienz und Wirtschaftlichkeit wird zur Erkennung der wesentlichsten Charakteristiken von Wankdorfcity 3 ein klärendes, programmatisches Regelwerk von den Verfassenden entworfen. Die eigenständige Lektüre lässt einen kritisch-konstruktiven Zugang zu den Thesen und den städtebaulich-architektonischen Leitgedanken des Richtprojektes erkennen, welche in den bearbeiteten Bereichen Perspektiven eröffnen. Mit leichten Abweichungen wird am geometrischen Gerüst/Volumetrie festgehalten. Im Erdgeschoss konzentrieren sich nachvollziehbar die Eingänge und die gebündelten Gastronomienutzungen zum Neuenschwanderplatz hin, mit der nachteiligen Folge, dass die Flächen stärker unterteilt werden. Alle vertikalen Erschliessungen, auch die der Wohnungen, werden innerhalb der Volumen geführt. Nicht nur die Erschliessung der Wohnungen erfolgt dadurch ohne soziale Interaktion, auch die Möglichkeit einer wahrnehmbaren Zugänglichkeit der Stadtterrasse auf 30 m, kann damit nicht angeboten werden. Die Entscheidung zu kompakten Volumen mit inneren Erschliessungen kann nachvollzogen werden.
Dennoch stellt sich die Frage nach der städtebaulichen Konsequenz bei Anwendung in allen drei Hochhäusern. Die Reduktion der «gestapelten Stadt» auf die grossen Volumina droht so an Prägnanz zu verlieren. Insbesondere die abgeschnitten wirkende, gleichförmige Ausbildung der Kronen steht in einem gewissen Widerspruch zur These «Kronen ausbilden» der Verfassenden. Die Wichtigkeit der kleinmassstäblichen Pavillons im Kontext der aufragenden Häuser wird unterstrichen. Dennoch wird ihre Bedeutung für den Stadtboden durch die fast ausschliessliche Nutzung als Velohallen nicht ausgeschöpft. Die Stadtgarten-Terrasse überzeugt durch die Vielfalt der daran partizipierenden Nutzungen. Homeoffice Studios, Tiny Häuser, Fitnessräume, Kita, Gästeappartements versprechen eine hohe Durchmischung und Belebung der Stadtterrasse.
Diese Eindeutigkeit, der die Hochhäuser verbindenden halbprivaten Ausrichtung ist bemerkenswert, wird aber durch die grosse Nutzungsvielfalt überzeugend argumentiert und dokumentiert. Die Gestalt folgt im Wesentlichen den strukturellen Prinzipien. Teilweise wird, wie im Baubereich B6, die innere Struktur direkter Träger der Architektur. Sockelbau, Terrassenaufbauten und Wohnungsbau tragen in ihrer unterschiedlichen Erscheinung dazu bei das Wankdorfcity3 als differenzierte Einheit zu betrachten. Wenn strukturell die drei Hochhäuser Ähnlichkeiten aufweisen, so unterscheiden sie sich in ihrer Übersetzung in das äussere Erscheinungsbild. Die Shedhalle und der Baubereich B8 gehen über die Materialisierung in Backstein eine spannende Beziehung ein, während das Baubereich B6 und B7 für sich stehen.
Die Grundidee der Freiräume entwickelt sich aus dem vorhandenen Richtprojekt. Es stellt eine facettenreiche, vielfältige, bunte, strukturreiche, durchgrünte, heterogene und vielfältige Weiterentwicklung dar. Die Verfassenden haben erkannt, dass die Entwicklung von Wankdorfcity 3 vom ausgewogenen Zusammenwirken verschiedener Aspekte abhängt. Das Projekt bildet eine Balance von grossem, übergeordnetem Konzept und der Kooperation von vielen Höfen, Nischen, Terrassen und kleinen Plätzen. Die Beziehung von Innen und Aussen wird mit der dargestellten Programmierung anschaulich dargestellt.