La Ville Spatiale

Hosoya Schaefer Architects AG 
Flüelastrasse 10 
8048 Zürich

Markus Schaefer, Martin Gien, Ekaterina Nagibina-François, Valentin Ott, Sophie Judson, Emils Garancs, lurii Goncharenko

Dr. Lüchinger+Meyer ­Bauingenieure AG 
Limmatstrasse 275 
8005 Zürich

Daniel Meyer, Pieter De ­Coninck

Kuster + Partner AG 
Sihlquai 131 
8005 Zürich

Marco Kuster

Quantum Brandschutz GmbH 
In der Ey 27 
8047 Zürich

Jan Bieber

Eingabepläne
Wankdorf City3 La Ville Spatiale Plaene A0 1

Gesamtwürdigung

Das Projekt schlägt je Baukörper einen Prinzip-Grundriss vor, der sich über die meisten Geschosse repetiert wird. Diese optimierten Grundrisse erzeugen in sich eine hohe Wohnqualität und einen Mehrwert aus ökonomischer Sicht durch den hohen Wiederholungsfaktor (einfache Tragstruktur). Durch das Stapeln von gleichen Wohnungen entsteht aber auch eine grosse Repetitivität, und eine geringe soziale Durchmischung je Baukörper. Insgesamt zeichnet sich das Projekt zwar durch einen Mix an interessanten Wohnungstypen aus, welche hingegen sehr systematisch gestapelt werden und damit den Eindruck einer Megastruktur noch verstärken, was nicht zur Weiterentwicklung des Richtprojektes beitragen kann.

La Ville Spatiale 1

Projektbeschrieb

Städtebau und Architektur

Der Projektbeitrag weicht stark von den Leitlinien des städtebaulichen Richtprojektes ab, indem es die Volumina der Baukörper oberhalb der Stadtterrasse nach aussen verlagert, mit dem Ziel einer besseren Besonnung aller Wohnungen. Dabei wird aber auch das Grundprinzip des Richtprojektes der Schichtung der Gebäudekörper teilweise in Frage gestellt. Auf eine Staffelung der unterschiedlichen Volumina wird aus Wirtschaftlichkeitsüberlegungen ebenfalls verzichtet. Dies ist insofern zu bedauern, als damit eine für das Richtprojekt zentrale Charakteristik verloren geht, ohne dass die Identität des Projektes durch die vorgeschlagene Lösung eindeutig geschärft oder andersartige Qualitäten geschaffen werden. Die Abweichungen vom städtebaulichen Richtprojekt haben aus Sicht des Preisgerichts zur Folge, dass die Gesamtkomposition und ihre Volumina mächtiger wirken, und der Eindruck einer eigentlichen Megastruktur entsteht, welche zwingend vermieden werden wollte. Die Vernetzung von Aussen- und Innenerschliessung bleibt unklar, wie auch die Orientierung im neuen Quartierbaustein, insbesondere was die Zugänge des Wohnens auf Stadtebene betrifft, welche hauptsächlich auf den aussenliegenden Gebäudeseiten angeordnet werden. Damit wird die Interak­tion zwischen den verschiedenen Nutzergruppen, aber auch die Einbindung des Projektes in die komplexe stadträumliche Situation des ganzen Quartieres nicht klar ersichtlich. Die Anpassungen am Richtprojekt betreffen also relativ starke Anpassungen, welche eine grundsätzliche Infragestellung seiner heutigen Identität zur Folge hätte.

Im Zentrum der Weiterentwicklung des städtebaulichen Richtprojektes stehen Überlegungen zur neuen Stadtebene und zu den Wohnungsbauten oberhalb der Stadtterrasse auf 30.0 m, betreffend ihre Position, der Gestaltung der Volumina und der Wohnungstypologien. Durch das Verschieben der Volumina nach aussen gelingt es die Stadtterrasse grosszügiger zu gestalten und zum Neuenschwanderhof hin stärker zu öffnen. Die Wegführung auf der Stadtterrasse ist sehr offen. Sie wirkt übersichtlich, da wenig übers Eck geführt, wodurch visuelle Bezüge zwischen den einzelnen Teilräumen der Stadtterrasse bestehen. Gleichzeitig wird aber auf die Anordnung von kleineren Gebäudekörpern verzichtet, wodurch die Stadtterrasse auch etwas an «menschlichem Massstab» verliert. Zudem wird durch das zusammenbinden der Gebäudekörper auf dem Baubereich B6, die Stadtterrasse an dieser Stelle zu einem teilweise überdeckten (Innen)Hof umgestaltet, was im scheinbaren Widerspruch steht zur beabsichtigten Grosszügigkeit der Stadtterrasse. Die Überlegungen zur Stadtterrasse bleiben auf einem relativ hohen Abstraktionsgrad, ohne präzisere Indikationen zur Qualität der verschiedenen Orte, wie Allee, Hof, Agora und Garten. Diese Räume sind von überwiegend mineralischem Charakter, mit einzelnen Baumgruppen auf der Agora und im Garten. Es wird nicht weiter vertieft, wie eine intensive Bepflanzung mit Bäumen und Dachgärten sichergestellt werden kann.

Auf eine direkte Zuordnung von Wohnnutzungen an diese Stadtebene wird verzichtet, wodurch kein Mix zwischen privaten und gemeinschaftlichen Räumlichkeiten entsteht. Es sind vorwiegend die Gemeinschaftsräume, die zur Belebung dieser Ebene beitragen werden. Die vertikalen Erschliessungskerne bedienen mit Ausnahme des externen Liftkerns beim Baubereich B6 die Stadtterrasse nur indirekt: sie sind mit Korridoren mit der Stadtebene verknüpft. Diejenigen Erschliessungselemente, welche die beiden Stadtebenen miteinander verknüpfen, treten ausserdem kaum in Erscheinung in der architektonischen Gestaltung der Baukörper. Die Frage der Fallwinde an den innen- und aussenliegenden Gebäudekanten wird nicht thematisiert. Diesem Aspekt hätte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden können, um zu überprüfen, ob die angepasste Gebäudestellung auch diesbezüglich zu einem höheren Aufenthaltskomfort auf der Stadtebene und der Stadtter­rasse führt.

Das Richtprojekt für den Freiraum wurde in diesem Beitrag ohne weiterführende Überlegungen zur Funktion der Stadtebene übernommen. Die Vorschläge zur Begrünung der Dachebene sind althergebrachte «Topflösungen» mit eher dekorativem Charakter. Innovative Ansätze zum Schaffen von Aufenthaltsqualitäten auf der Stadtterrasse und deren Machbarkeit werden nur beschränkt präsentiert. Der Beitrag vermag gemäss der im Programm formulierten Ansprüche an den Freiraum wenig zu überzeugen.

La Ville Spatiale Modellbild
La Ville Spatiale Stadtterasse

Nutzung und Funktionalität

Die Gebäudekörper in den Baubereichen B5, B6 und B8 werden aufgebaut aus Laubengangtypologien, welche auf dem Baubereich B5 und B6 zu «vertikalen Gassen» zwischen zwei Gebäudekörpern weiterentwickelt werden. Diese innovative Disposition der Laubengangtypologie ist im Ansatz spannend, da sie den Bewohnern potenziell weitere Begegnungs und Nutzfläche zur Verfügung stellen kann und die tiefen Gebäudekörper des Richtprojektes in feingliederigere Körper auflösen kann (Durchsonnwohnung, Lüftung). Die räumliche Umsetzung erzeugt hingegen nicht den erwarteten Mehrwert, da ausser den der Zirkulation zur Verfügung stehenden Laubengängen kaum zusätzlicher Aussenraum geschaffen werden kann, und zudem die «Gassen» durch ihre Tiefe sehr wenig Lichtqualität erzeugen werden.

Die Zugänge auf der Stadtebene über Seitengassen – und weitgehend separaten Erschliessungen von Wohnen/Arbeiten – entflechten und geben Orientierung. Die erhöhte Stadtebene mit «Strassennetzen» und «Gartenbrücken» mit Fokus auf öffentliche Nutzungen überzeugen in den Alltagsqualitäten und der Differenzierung der Öffentlichkeitsgrade weniger. Vermisst werden Aufenthalts- und Aneignungsmöglichkeiten und Gestaltungs- und sozialräumliche Qualitäten besonders, auch bei den Laubengängen. Die abgestuften Dachebenen bilden Gemeinschaftsräume für die jeweilige Bewohnerschaft.

La Ville Spatiale Erdgeschoss
La Ville Spatiale Schnitt D-D

Wirtschaftlichkeit

Die benötigte Effizienz zur Erreichung einer wirtschaftlichen Umsetzung wird in diesem Beitrag teils in Frage gestellt. Dies aufgrund der grossen Erschliessungsflächen der Laubengangtypologien sowie der teilweisen Erschliessung von lediglich zwei Wohnungen pro Treppenhaus.
La Ville Spatiale Visualisierung Hofhäuser

Umwelt

Das Projekt hat sich stufengerecht mit der Problematik der Aussenlärmbelas­tung auseinandergesetzt. Das Konzept basiert auf der Idee mit «Clusterwohnen» resp. «Durchwohnen» in Kombination mit der Anordnung von Loggias und entsprechender Grundrissanordnung. Im Grundsatz weisen sämtliche lärmempfindlichen Räume Lüftungsmöglichkeiten über eine lärmabgewandte Seite auf. Beim exponierten Baubereich 8 bewirken zudem geschossweise versetzte und verglaste Balkone mittels Querlüftung eine entsprechende Lärmminderung. Insgesamt in Bezug auf den Lärmschutz ein guter und sorgfältig ausgearbeiteter Lösungsansatz. In der nächsten Projektphase ist das gewählte Konzept mit den verspringenden Loggias zu verifizieren.

Die Dachebenen sind begrünt (Retention) und mit PV Anlagen (Energiegewinnung) vorgesehene. In den oberen Geschossen wird eine Holz-Hybridbauwerk (Raster 4 m) und in den unteren Geschossen Stahl-Betonverbundstützen (Raster 8 m) mit Flachdecken vorgeschlagen. Die Nachhaltigkeit soll weiter durch einen hohen Vorfertigungsgrad optimiert werden. Die Tragstruktur lässt eine optimierte Bauzeit zu und erreicht eine gute Nutzungsflexibilität (Stützenraster, modulare Grundrisse).

La Ville Spatiale Stadtterasse